Care-Labore
Care Labore
Das Projektteam der Transferinitiative Aachen initiierte und gestaltete partizipative Transferlernprozesse in Kontexten der ambulanten und (teil-) stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen, Hospizen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Im Fokus standen ein gemeinsames Nachdenken und Lernen mittels der Gestaltung partizipativer Trialoge zwischen Praxisteams (Care-Giver/ Care-Organisationen), Adressat_innen (Care-Receiver) und Forschenden.
Die Konzipierung, Durchführung und Evaluation jener transferforschenden Interventionen wurden unter ethnografischer Begleitung fortwährend in den Prozess zurückgegeben, um als wohltemperierte Innovation, in der Mitte der jeweiligen Praxiseinrichtung anzusetzen und aus dieser Mitte heraus Prozesse der Selbstorganisation und des Empowerments zu begünstigen. Mit dem Ziel der Ermöglichungsermöglichung von Spiritual Care-Konzepten wurde u. a., nach einer experimentellen Initialphase sowie der Testungen von Prototypen in der Entwicklungsphase, schließlich das Instrument Denklandkarte zur Umsetzung von existenzieller Fallarbeitsprozessen entwickelt und implementiert.
Care-Labore dienen somit als Erfahrungs- und Reflexionsorte des Transferlernens innerhalb der teilnehmenden Kooperationseinrichtungen, die sich als Heterotopien arrangieren, bspw. in Implementierungsprojekten von klinischen Instrumenten, Fallgesprächen, kommunikativen Teamritualen und moderierten Gruppendiskussionen. Sie verlaufen gewissermaßen zwischen den üblichen Kommunikationsstrukturen und finden gleichermaßen innerhalb wie außerhalb der organisationalen Routine statt, wo in “Raum, Zeit, SpracheundGesicht“, spirituelle Team- und Organisationskulturen, ethische Dilemmata sowie weitere brennende Fragen u. v. m. reflektiert und in Rückbindung zu den reziproken Diskursen aus Palliative Care und Spiritual Care weiterentwickelt werden. Die einzelnen Care-Labore werden in fortlaufenden Transferkolloquien und Keyholder-Workshops miteinander vernetzt. Angeregt und forschend-begleitend reflektiert werden Veränderungen und Weiterentwicklungen auf den Ebenen der Einrichtungskonzepten sowie der Verankerung neuer Methoden klinischer Diagnostik und Begleitung sowie einer reflexiven Anleitung auf der Anwendungsebene.
Vier Arbeitsprinzipien im Prozess des Transferlernens
- Wir 1) Kooperieren, in einer offenen, agilen und partizipativen Transferpartnerschaft auf Augenhöhe zwischen Betroffenen, Praxis und Theorie.
- Mehr noch soll 2) unser forscherisches Treiben dem übergeordneten Ziel eines Empowerments der radikalen Betroffenenorientierung und Selbstbefähigung, Selbstermächtigung in den Organisationen vor Ort dienen. Das Zentrum des Transferlernens orientiert sich an den Bedarfen alter, kranker, sterbender und/ oder trauernder Menschen und Zugehörigen (Care-Receivern) sowie den Mitarbeitenden und Teams (Care-Givern).
- Geleitet durch die ersten beiden Prinzipien suchen wir 3) nach Erkundungen inter- und transdisziplinärer Wagnisse als Lernen voneinander und füreinander im Schnittfeld aus Sozialer Arbeit, Pflege, Theologie und Management, mit Blick auf die immanent enthaltenen Spiritualitäten der palliativen Sorgehandlungen.
- Dies soll uns schließlich, lernend-intervenierend, zu einer 4) exemplarischer Deskription sozialer Wirklichkeiten und Herausforderungen in der Arbeit an und mit Grenzphänomenen und der Kante zwischen zwei Welten des menschlichen Lebens führen.
Literaturhinweis: J. Mertens: Care-Labore als organisationale Heterotopien. Reflexionen über Spiritualität und Transferlernen in Sorgeorganisationen, In: Zeitschrift Spiritual Care 2022; 11(3): 237–245, doi.org/10.1515/spircare-2022-0039.
R. Krockauer: Im Laboratorium der Kooperation von Pflege und Seelsorge, in: M. Schüßler (Hrsg.), Seelsorge in caritativen Stiftungen, Stuttgart 2022, 107-119.