Kinder im Fokus

Weltweite Migrationsströme, der demografische Wandel, die Pandemie und weitere Phänomene stellen uns vor große Aufgaben. Die Hochschule hat den Auftrag sich den daraus ergebenden Praxisherausforderungen mit wissenschaftlichen Mitteln zu begegnen. Eine sehr sichtbare Herausforderung zeigt sich heute erneut. Unser System der Kinder- und Jugendhilfe ist nur bedingt vorbereitet mit Krisen und Veränderungen so umzugehen, dass die Qualität der Arbeit gleichbleibt.
Aus diesem Grund haben wir „Kinder im Fokus“ ins Leben gerufen. Mit Vertreter_innen verschiedener Akteursgruppen begegnen wir diesen Herausforderungen mit wissenschaftlich fundierten  Zugängen gemeinsam.

Wir haben zum Ziel bestehende Modelle und Konzepte zu optimieren, nachhaltige Lösungen auf bildungspolitischer Ebene zu finden und dafür zu sorgen, dass Kinder, Jugendliche und Familien in kritischen Lebenslagen immer kompetentere Unterstützungen erhalten.
Mit diesem Positionspapier intendieren wir die Problematik kritisch-konstruktiv aufzugreifen. Daher enthält es Forderungen aber vor allem auch Angebote und Lösungsansätze, um Kinder in den Fokus zu rücken. Im Sinne des Zusammenspiels von Forderungen und Angeboten stehen wir bereit um sofort aktiv zu werden, sobald es bildungs- und sozialpolitische Signale gibt.

Unsere Positionen

Alle nachfolgenden Positionen sind allgemeingültig, d.h. Forderungen gelten für alle geflüchteten Kinder und Familien sowie für unbegleitete Kinder.
Auch wenn der Ukraine-Krieg die Thematik aktuell in den Fokus rückt, so sollen Heimatland, Gründe für die Flucht oder ethnische Herkunft keinen Einfluss auf Art, Umfang und Intensität der Hilfsmaßnahmen haben.
Es darf keine „Migrationsklassen“ bzw. „Opferkonkurrenz“ geben.

Die Begleitung von pädagogischem Personal mit einem außerhalb Deutschlands erworbenen Berufsabschluss soll - an pädagogischen Standards ausgerichtet - dauerhaft gewährleistet sein. Insbesondere gilt es, entlang des aktuellen Kindbildes Kinderrechte und demokratisches Lernen zu ermöglichen. Zudem sind leicht zu erreichende Sprachkurse anzubieten, die kindheitspädagogische Fachsprache vertiefen.

Um das Berufsfeld attraktiver zu machen, müssen die Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen deutlich verbessert werden. Dazu gehört u.a. auch die Gewinnung von Fachkräften durch Anerkennungsverfahren für Migrant_innen mit einer päd. Ausbildung. Dabei sollte die Anerkennung von Abschlüssen durch das ZAB bzw. die Bezirksregierung vereinfacht werden.

Kindertageseinrichtungen brauchen transparente, nachvollziehbare und alltagstaugliche Verfahrenswege, die Handlungssicherheit garantieren. Ausgehend von konkreten Bedarfen und orientiert an den Bedürfnissen von Kindern und Familien braucht es eine transparente Klärung in Bezug auf KiTa-Aufnahmeverfahren für Kinder und Familien mit Fluchthintergrund. Dazu gehört auch ein individueller, lösungsorientierter Umgang mit Überbelegung, der sich an ethischen Fragen orientiert.

Um Handlungssicherheit bei Fachkräften zu stärken sollte den Einrichtungen eine wissenschaftlich evaluierte Material- bzw. Methodensammlung zur Verfügung stehen. Diese sollte im KiTa-Alltag verwendet werden und an unterschiedliche „Entwicklungsstände“ in KiTas anknüpfen können. So sollen vielfältige Materialien für unterschiedliche Zielgruppen zur Verfügung stehen.

Die Material- und Methodensammlung soll einer Qualitätsprüfung unterzogen und die Fachkräfte in der Handhabung geschult werden.

Als flankierende Maßnahme sollte die Kommunikation sichergestellt werden, indem Sprachmittler_innen die sprachliche Begleitung für Familien und Kinder auch in ihrer Muttersprache in den Einrichtungen gewährleisten. Im Krisenfall soll unbürokratisch personelle Unterstützung gewährt werden, wie z.B. Alltagshelfer_innen als befristete Lösung.

Darüber hinaus bedarf es niedrigschwelliger und leicht zugänglicher Angebote für Familien und Kinder, die gut evaluierte Projekte bündeln (wie z.B. Rucksack & Griffbereit oder digitale Angebote).

Flankierende Maßnahmen für besondere Bedarfe müssen finanziert werden.
Dies beinhaltet z.B.
• die Anschaffung einer Material- und Methodensammlung sowie die Schulung der Fachkräfte.
• Sprachkurse für Familien und Kinder.
• Alltagshelfer_innen Modell als kurzfristige Lösung
• Programme wie z.B. Rucksack & Griffbereit
• Sprachkurse für Fachkräfte mit Migrationshintergrund

Um den Einrichtungen langfristig Planungssicherheit zu ermöglichen, bedarf es einer Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen. Hierzu gehören eine klare Regelung der finanziellen Verfahrenswege in Notsituationen, gebündelte Informationen und kleinschrittige Praxisleitfäden für einen gelingenden Umgang mit außergewöhnlichen Situationen.

Auf Ebene der Bundesländer muss Planungssicherheit gewährleisten werden.

Grundsätzlich sollte jede Form von Hilfe an den individuellen Bedarfen der Familien und Kinder ausgerichtet sein. Es müssen Verfahren entwickelt werden, die barrierefrei Partizipation, Teilhabe und Teilnahme gewährleisten, so dass adaptive Unterstützung angeboten werden kann.

Um Fachkräfte auf Krisensituationen vorzubereiten, bedarf es bereits im Vorfeld sensibilisierender Gespräche und Materialien.

Bewährt haben sich in diesem Zusammenhang Trainee-Programme während der Qualifikationsphase, um den Übergang von Ausbildung und/oder Studium in die Praxis optimal zu begleiten.

Kontakt

Tristan Steinberger
Agenturleitung