Abschluss der digitalen Vortragsreihe "Disability Studies – Diversity für alle! Oder?"
25. Juni 2020
Karin Henshen
Referentin für Transfer- und Netzwerkmanagement
0241/60003 - 120

Die digitale Vortragsreihe zu Disability Studies endete am 25. Juni 2020 mit einer zweistündigen Podiumsdiskussion zum Thema "(Un)gleichheit in Zeiten von Corona". Auf dem virtuellen Podium saßen der Berliner Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen, Susanne Bücken, wissenschaftliche Mitarbeiterin und ehemalige Inklusionsbeauftragte der KatHO NRW, Abteilung in Aachen und Sina Eghbalpour, Inklusionsmanagerin beim Stadtsportbund Aachen.

Im Zentrum der Diskussionsrunde stand die Situation von sozial benachteiligten Minderheiten während der COVID-19-Pandemie. Die drei Podiumsgäste mit unterschiedlichen Fachkompetenzen sprachen aus verschiedenen Perspektiven. U.a. kritisierten Krauthausen und Eghbalpour, beide von Behinderung betroffen und gesundheitlich vorbelastet, den Begriff „Risikogruppe“, mit dem sie sich nicht identifizieren mochten.

Vielmehr sähen sie sich als „vulnerable Personengruppe“, die zu Beginn der Pandemie noch Solidarität in der Mehrheitsgesellschaft erfuhr, bis schließlich Forderungen nach Lockerungen und Isolierung von gesundheitlich gefährdeten Menschen laut wurden. Krauthausen verwies darauf, dass die Pandemie ein Brennglas auf die Inklusionsdebatten richte und Ungleichheiten in der Gesellschaft stärker zutage treten würden.

Gesellschaftliche und außerhäusliche Tätigkeiten wie Sport und andere Freizeitaktivitäten müssten auf wenige Personen reduziert und teilweise in das eigene Zuhause verlagert werden. So entstünden auf der einen Seite durch die Digitalisierung des Alltags neue Formate des sozialen Lebens; u.a. würden kreative Videoblogs mit innerhäuslichen Sport- und Freizeitideen entwickelt, und das Homeoffice gewinne eine besondere Bedeutung.

Auf der anderen Seite brächen jedoch Arbeitsstellen weg, und zahlreiche soziale Kontakte könnten nicht mehr gepflegt werden, weil der Zugang zum Internet und zu entsprechender technischer Ausstattung erschwert sei. Davon seien im wissenschaftlichen Bereich laut Bücken gerade Studierende und auch Fernstudierende betroffen, denen u.a. der Besuch der Bibliothek verwehrt sei und für die persönliche Kontakte in der Hochschule einen elementaren Stellenwert hätten.

Weitere Erschwernisse seien Vereinbarung von Studium und Job unter Corona, ökonomische Zwänge wegen gekündigter Jobs, die Versorgung von Kindern und Pflege von Angehörigen. Bei Studierenden aus anderen Ländern verunmöglichten (schrift)sprachliche Hürden den Zugang zu Studieninhalten, und persönliche Kontakte könnten nicht aufgebaut werden. Hochschulmitarbeitende und Lehrpersonen sähen sich bei wechselnden Videokonferenzsystemen und Internetplattformen Hürden ausgesetzt, ein weiteres Problem sei die oft fehlende Barrierefreiheit.

Auf der anderen Seite bringe die Digitalisierung auch Chancen mit sich, Fahrtwege z.B. zum Arbeitsplatz reduzierten sich, Menschen in großer geographischer Entfernung rückten zusammen und technische Barrieren würden so schnell wie nie zuvor abgebaut.

Das Organisationsteam, vertreten durch s_inn (Transfernetzwerk Soziale Innovation), BODYS (Bochumer Zentrum für Disability Studies) und die KatHO NRW (Katholische Hochschule NRW), betrat mit der Online-Vortragsreihe ein neues Terrain. Die Vortragsreihe zeigte die Möglichkeiten der Digitalisierung von Veranstaltungen auf und erreichte weit über die EvH hinaus ein breites Publikum aus ganz Deutschland.

Karin Henshen
Referentin für Transfer- und Netzwerkmanagement
0241/60003 - 120