s_inn und BODYS präsentieren den zweiten Teil der Online-Vortragsreihe
Dis/Ability der Gegenwart und der Zukunft – Perspektiven der Behindertenbewegung und der Disability Studies
07. Januar 2022

Am 16.12.2021 fand von 18:00 bis 19:30 Uhr die Online-Veranstaltung "Eco Soma: Künstlerische Perspektiven auf Behinderung und Pflanzen-Mensch-Beziehungen in der Umweltkrise" statt, welche von Gudrun Kellermann (BODYS) moderiert wurde. Den Anfang machte Prof. Petra Kuppers und wurde anschließend durch einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Helene Skladny ergänzt. Über Zoom und Youtube nahmen etwa 40 Interessierte teil.

„Eco Soma steht für die kunstvolle Herangehensweise an das Miteinanderleben, mit anderen Menschen und mehr als Menschen kombiniert mit einer Ethik des Miteinanderlebens im vollen Bewusstsein von historischer und zeitgenössischer Gewalt“

Petra Kuppers ist Professorin für Performance Studies und Disability Culture an der Universität Michigan in Ann Arbor. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Themen Kultur und Behinderung, Medizin und Performance und Community Performance.

Ihr Vortrag "Eco Soma: Künstlerische Perspektiven auf Behinderung und Pflanzen-Mensch-Beziehungen in der Umweltkrise" setzt sich mit der Frage auseinander, wie Menschen mit Behinderung sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen können. Hierbei ist das Ziel, mit Hilfe von Kunst einen Zugang zu gesellschaftlichen Räumen, Natur und Umgebung zu schaffen, damit diese erlebbar werden. Petra Kuppers stellte zuerst zwei ihrer eigenen und anschließend drei Performances von unterschiedlichen Künstler_innen vor, in welchen sich Menschen mit Behinderungsgeschichte auf verschiedene Arten mit ihrer Umwelt auseinandersetzten. Besonders in Erinnerung bleibt eine Achtsamkeitsübung, die trotz der digitalen Umsetzung funktionierte. Die Teilnehmenden wurden dazu eingeladen, die Augen zu schließen und wahrzunehmen, worauf sie gerade sitzen oder liegen. Anschließend konstatierte Petra Kuppers, dass alle von einem Stoff, der von anderen Menschen geformt oder hergestellt wurde, getragen und gehalten werden. Nach dem zweiten Teil der Übung teilten die Teilnehmenden ihre Eindrücke im Chat, welche dann von Petra Kuppers als eine Art Gedicht vorgelesen wurden.

 

„Künstler_innen schaffen eine eigene Sprache, durch die man gemeinsam in Verbindung treten kann“

Helene Skladny ist Professorin für ästhetische Bildung an der EvH RWL in Bochum im Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kunst und Inklusion, ästhetische Bildung in der Sozialen Arbeit und Gemeindepädagogik, historische Kunstpädagogik sowie Kunstvermittlung und Gegenwartskunst.

Den ersten Impuls ihres Vortrages gab Helene Skladny mit ihren Gedanken zu Kunst und Behinderung. Hierbei griff sie auf die Kunstdefinition von Joseph Beuys zurück, welche besagt, dass Kunst etwas ist, was nur von Menschen kommen kann, die etwas zu sagen haben. Kunst entsteht immer dann, wenn die Komplexität des Alltags durch Sprache nicht ausdrückbar ist. Kunst hat also eine eigene Sprache, mit der man etwas versteht, was sich durch unsere Worte nicht ausdrücken lässt. In der Kunst sind gesellschaftliche Kategorien außer Kraft gesetzt, denn wer eine eigene Sprache erschafft, ist Künstler_in. Dadurch wird eine Verbindung zwischen den Menschen verschiedenster Lebenswelten geschaffen. Diese Thesen machte sie greifbar, indem sie die Kunst von Lorenza Böttner und Heidi Jung, zweier Künstler_innen mit Behinderung, vorstellte.

 

Obwohl bei diesem Treffen wenig Zeit blieb, mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen, waren beide Vorträge spannend und erkenntnisreich. Das Publikum blieb im Chat bis zuletzt sehr rege und aktiv, was nicht zuletzt an Petra Kuppers stetigen Appellen lag, sich zu Wort zu melden. Um 19:35 Uhr endete eine für alle sehr schöne Veranstaltung.

Weitere Informationen zu der Vortragsreihe "Dis/Ability der Gegenwart und der Zukunft – Perspektiven der Behindertenbewegung und der Disability Studies" finden Sie hier.

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