Am 06. Juni 2019 fand in der Aula der KatHO Aachen die Fachtagung ‚Geschlechtergerechte Sprache – Genderwahn oder moralische Verpflichtung‘ statt, organisiert durch Prof.´in Dr. Marion Gerards, als Gleichstellungsbeauftragte der Abteilung, und Karin Jazra, als Vertreterin des Innovation-Labs Aachen.
Kick-Off der Veranstaltungsreihe SPRACHE – MACHT – SOZIALE ARBEIT
Die Tagung als Pilotveranstaltung des durch das Innovation-Lab konzipierten Formats „Innovation durch Reflexion“ war der Kick-Off der geplanten Reihe SPRACHE – MACHT – SOZIALE ARBEIT, die durch Prof.´in Dr. Marion Gerards ins Leben gerufen wurde. Sprache als zentrales Handwerkszeug der Sozialen Arbeit wird auf ihre diskriminierenden Anteile untersucht und ihr Gebrauch auf wissenschaftlicher Basis einerseits sowie praxisbezogener Basis andererseits diskutiert.
Die Positionen der Referenten – Moral versus Höflichkeit
Nach einer thematischen Einführung durch Prof.´in Dr. Marion Gerards wurden in Fachvorträgen durch die Referenten Univ.-Prof. Dr. phil. Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin, und Prof. Dr. phil. Joachim Söder, Professor für Philosophie an der KatHO Aachen, das Pro und Contra einer geschlechtergerechten Sprache beleuchtet.
Während Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch gendersensible Sprache als Frage der Moral für die einzige Möglichkeit deeiner diskriminierungsfreieren Sprachform erachtet, hat Prof. Dr. Joachim Söder eher die Höflichkeit der Sprache im Blick.
Die spannenden Fragen während der Tagung waren:
- Sind die beiden Fachpositionen so diametral unterschiedlich, dass sie sich ausschließen?
- Könnten sie sich annähern oder vielleicht ergänzen?
Die Besucherinnen und Besucher hatten durchgängig die Möglichkeit Gedanken, Ideen und Impulse auf Kärtchen geschrieben an einer Pinnwand zu notierenheften. In der späterenanschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch durch die Moderatorin Prof.´in Dr. Barbara Schermaier-Stöckl, Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der KatHO NRW, wurden diese Fragen wieder aufgegriffen. Es gabwurden sehr emotionale und kontroverse Wortbeiträgegegeben, die das polarisierende Potential der Thematik sehr eindrucksvoll widergespiegelt haben. Als besondere Form der Meinungsabfrage und –-entwicklung im Tagungsverlauf wurde dem Plenum zu Beginn und zum Ende sowie jeweils nach den Referentenvorträgen die Frage nach der Sinnhaftigkeit gendergerechter Sprache gestellt. Dies erfolgte mithilfe von medialen Abstimmungskarten und einem erstellten Scan, der die Ergebnisse ermittelte.
Wissenstransfer als Kernaufgabe des Innovation-Lab
Als Praxisvertretern war Ann-Katrin Steibert, Gewerkschaftssekretärin des DGB, mit auf dem Podium. Sie schilderte, welche Relevanz gendergerechte Sprache in ihrem Arbeitsalltag hat und vorwelchen Herausforderungen sie dorta begegnet. EsHier wurde deutlich, dass der bidirektionale Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis/Gesellschaft zu den zentralen Aufgaben der Sozialen Arbeit zählt. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse für die Bürgerinnen und Bürger sowie Fachkräfte anwendbar zu machen und die Fragen der Zivilgesellschaft und Praxis in die Hochschule zurück zu spielen –, diesen Wissenstransfer unterstützt das Innovation-Lab Aachen als operative Ebene der Transferagentur s_inn (Soziale Innovation) in Köln im Rahmen der Third Mission. Gefördert wird das Verbundprojekt der Katholischen Hochschule NRW und der Evangelischen Hochschule Bochum durch das BMBF Programm „Innovative Hochschule“.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Tagungsteilnehmenden einig, dass es noch viel Gesprächsbedarf gibt und die Macht der Sprache in der Sozialen Arbeit genug thematisches Potential für die damit angelaufene Veranstaltungsreihe bietet.