Ein großes Haus mit Rutsche vom Balkon des. 1. Obergeschosses ist das Erste, was beim Betreten des Geländes des Zentrums für Interkulturelle Bildung Berchum (ZiBB) in Hagen-Berchum ins Auge sticht. Davor versammeln sich bereits eine Handvoll Personen, die zum Teil eine lange Anreise hinter sich haben. Die Teilnehmenden kommen u. a. aus Mainz, Düsseldorf, Berlin, Köln, Freistatt, Pforzheim und Recklinghausen, um an dem Treffen zwischen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e. V. und den Projektbeteiligten der Diakonie Düsseldorf und des Sozial-Wissenschaftsladens teilzunehmen. Nach längerem Pausieren findet damit nun endlich wieder eine Zusammenkunft in Präsenz statt und ermöglicht es, auch bislang unbekannte und neue Gesichter in der Runde vorzustellen.
Neben der Idee, innerhalb der zwei Tage Raum für Austausch, Kennenlernen und gemütliches Beisammensitzen zu ermöglichen, galt es auch thematisch weiterzuarbeiten und bisherige Ergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Niklas Willrodt stellte gemeinsam mit Benjamin Benz die Ergebnisse der Arbeit zum Thema “Die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen in Deutschland – förderliche und hinderliche Faktoren einer Regionalisierung“ vor. Niklas Willrodt ist ehemaliger Student der Sozialen Arbeit an der EvH RWL in Bochum und hat im Rahmen seiner Bachelor-Thesis zum Thema Selbstvertretung wohnungsloser Menschen geforscht. Fragen, die er in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit den Anfragenden entwickelt hat und seine Arbeit bestimmt haben, sind folgende:
- Welche Faktoren fördern oder hindern ein Engagement von Wohnungslosen in der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen?
- Was sind förderliche und hinderliche Faktoren einer Regionalisierung der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen?
Grundlage für die Entwicklung und Auswahl der Forschungsfragen ist die Planung des bundesweiten Ausbaus der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e. V. Der Ausbau erfolgt durch drei Regionalgruppen: Süd, Nord und Mitte. Der Aufbau der Regionalgruppe Mitte wird durch die Diakonie Düsseldorf unterstützt. In Persona ist Kai Lingenfelder als Ansprechpartner und Projektunterstützer der Diakonie Düsseldorf bei dem Treffen anwesend.
Als Ergebnis stellte Niklas Willrodt Auszüge aus Interviews mit Expert_innen aus Erfahrung und Expert_innen als Fachkräften vor und zur Diskussion frei. Nach einem Überblick über die Methodik der Arbeit wurden relevante Zitate, eingeordnet in förderliche und hinderliche Faktoren, besprochen. Es fand ein intensiver Austausch statt; mal gab es überwiegend Zustimmung und Ergänzungen um die eigene Erfahrung, mal aber auch Diskussionen. So war sich beispielsweise die Selbstvertretung einig, dass der Begriff der Führung im Kontext der Wohnungslosenhilfe als unpassend und fremdbestimmt empfunden würde und lieber der Begriff Unterstützung genutzt werden solle. Es wurde auch festgestellt, dass die fundamentalen und weitgehend gleichen Grundinteressen eine besonders relevante Ressource für die erfolgreiche Umsetzung einer Selbstvertretung darstellen, da diese eine gemeinsame Grundlage für Forderungen schaffen.
Der Tag endete mit einem gemeinsamen Grillen und anschließendem Lagerfeuer.
Am nächsten Tag besuchte die Gruppe das Wohnheim des CVJM-Sozialwerks in Hagen – ein Wohnheim, in dem Männern in besonderen sozialen Schwierigkeiten eine Unterkunft, Verpflegung und psychosoziale Betreuung geboten werden. Selbstvertreter_innen und Fachkräfte der Einrichtung konnten einander so kennen lernen und erste Kontakte für die Zukunft knüpfen.
Das Treffen wurde mit einer Planungsrunde der Regionalgruppe Mitte sowie einem gemeinsamen Imbiss beendet und die Teilnehmenden sind – mit vielen neuen Inputs, Denkanstößen und Verabredungen für die zukünftige Zusammenarbeit – in unterschiedliche Richtungen Deutschlands wieder abgereist.