Ideenschmiede und ein reger, emotionaler Austausch in der vom Sozial-Wissenschaftsladen organisierten “Partizipativen Forschungswerkstatt“
31. Oktober 2022

Welche Themen und Forschungsfragen brennen Betroffenen unter den Nägeln? Inwiefern können die Bedarfe von Fachkräften in den Forschungsprozess miteinbezogen werden? Welche Anliegen bringen Forscher_innen von Hochschulen mit? Wie können alle diese Wünsche, Bedarfe und Forderungen zusammengebracht werden und in einen partizipativen Forschungsprozess münden – auf Augenhöhe, gleichberechtigt und ergebnisorientiert?

Am 13. und 14. Oktober 2022 lud das “Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn“ interessierte Bürger_innen und Akteur_innen aus Wissenschaft, Gesundheits- und Sozialwesen sowie verschiedene Selbstvertretungen ein, an der Abschlussveranstaltung des Transfernetzwerks, der “s_innovation“, teilzunehmen. Die unter anderem dort stattfindenden Werkstätten boten ausreichend Raum, um sich mit bestimmten Themen des Transfernetzwerks, wie etwa Leichte Sprache, Partizipative Formatentwicklung oder Wissenschaftskommunikation, intensiv zu beschäftigen. Rund 15 Teilnehmende, darunter Mitglieder von Selbstvertretungen, Studierende, Fachkräfte aus dem Sozialwesen und Mitarbeiter_innen unterschiedlicher Positionen verschiedener Hochschulen, folgten der Einladung des Sozial-Wissenschaftsladens, sich an der “Partizipativen Forschungswerkstatt“ zu beteiligen, um gemeinsam Forschung zu gestalten.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen des Sozial-Wissenschaftsladens, Franziska Myszor, Kevin Sachs und Annalena Weist, stellten nach einer Vorstellungsrunde kurzdas Pilotprojekt
Sozial-Wissenschaftsladenund seine Arbeitsweise vor. Sie luden die Teilnehmenden dazu ein, sich mit den Grundlagen von partizipativer Forschung auseinanderzusetzen. In zwei Teilgruppen wurde anschließend zu den Themen Wohnungslosigkeit und Institutionelle Barrieren ein Planspiel durchgeführt, mit dem Ziel einen partizipativen Forschungsprozess zu durchlaufen und dabei die unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen des Prozesses auf sich wirken zu lassen. Der Fokus auf die beiden genannten Themenbereiche hat sich in der Vorbereitungsrunde ergeben: Gemeinsam mit Vertreter_innen der Selbstvertretung für wohnungslose Menschen e. V. und der Selbstvertretung für Menschen mit Armutserfahrungen hat das Team des Sozial-Wissenschaftsladens aus Bochum und Köln das Planspiel konzipiert. Idee war es, dass innerhalb der Werkstatt Themen bearbeitet werden, die aus der Praxis kommen und aus Sicht der teilhabenden Selbstvertretungen relevant, aktuell und wichtig sind – und somit auch reale Forschungsanfragen widerspiegeln.

Innerhalb beider Gruppen wurden Forschungsfragen diskutiert und erarbeitet (Gruppe Institutionelle Barrieren: Institutionelle Barrieren im Kontext von Sprach-/ Integrationskursen für Neuzugewanderte, z. B.: “Was ist zu berücksichtigen, damit Bildungschancen im Bereich Sprache nicht nur angeboten, sondern auch zielführend umgesetzt werden?“ oder konkreter: “Welche institutionellen Barrieren gibt es bei Sprachkursen?“ ; Gruppe Wohnungslosigkeit: Herausforderungen für (ehemals) Wohnungslose beim (Wieder-)erwerb einer Wohnung). Gemeinsam wurden Methoden überlegt, um die erarbeiteten Forschungsfragen zu beantworten. Wurden bestimmte Schritte im Prozess nicht ausreichend partizipativ gestaltet, konnte eine rote Karte gezückt werden. Unabhängig davon, ob diese zum Einsatz kam, konnten die Teilnehmenden durch die unterschiedlichen Expertisen und Erfahrungen voneinander lernen, eigene Denkmuster hinterfragen und sich mit dem Forschungsprozess kritisch auseinandersetzen. Abschließend wurden Herausforderungen und Chancen, die mit einer partizipativen Gestaltung von Forschungsvorhaben einhergehen, gesammelt und diskutiert. Einstimmig wurde festgehalten, dass im Zentrum von (partizipativer) Forschung knowledge for action stehen sollte, also die Ergebnisse einen tatsächlichen Mehrwert und Nutzen für die Praxis bzw. die Anfragenden mit sich bringen sollten. 

Wir, die Mitarbeitenden des Sozial-Wissenschaftsladens, sind dankbar für diese gewinnbringende und erfolgreiche Werkstatt, die nicht zuletzt durch die Mitarbeit der geschätzten Kolleg_innen aus den Selbstvertretungen belebt wurde. An dieser Stelle möchten wir explizit unseren Dank aussprechen – insbesondere für die Offenheit und die Einblicke in private Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühlswelten.