KatHO em Veedel
In Deutschland alt werden und bleiben?
21. Januar 2020
Tristan Steinberger
Agenturleitung
0221/7757 - 465

Der 3. Vortrag von KatHO em Veedel beeindruckte durch seine emotionale Thematik: Die Bedürfnisse von Menschen sind vielfältig. Von Homogenität kann nicht gesprochen werden: Stattdessen sollte der Fokus verstärkt auf dem Begriff des "Weltbürgers" liegen.

Zum dritten Mal lud der Fachbereich Gesundheitswesen in Zusammenarbeit mit dem Transfernetzwerk Soziale Innovation Bürgerinnen und Bürger aus der Nachbarschaft zu einem Vortrag im Rahmen der Reihe „KatHO em Veedel“ in die Alte Feuerwache ein. Shilan Fendi, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Pflegemanagement, referierte an diesem Abend über das Thema „In Deutschland alt werden und bleiben?“ und sensibilisierte das zahlreich erschienene Publikum für die Bedingungen eines gleichberechtigten Zugangs zu Pflegeleistungen von Menschen mit Migrationshintergrund.  

Zum Einstieg in die Thematik gab Fendi einen Einblick in die Datenlage der Pflege- und Versorgungsforschung und betonte, dass die Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren stark angestiegen sei. Während im Jahr 2011 ca. jeder zehnte Mensch mit Migrationshintergrund 60 Jahre oder älter war, wird im Jahr 2030 voraussichtlich jeder Vierte dieses Alter erreicht haben. Diese Entwicklung mache deutlich, so Fendi, wie wichtig das Thema für die aktuelle Pflegeforschung sei. Gleichzeitig würden aktuelle Pflegestatistiken den Migrationshintergrund nicht systematisch erfassen.

Fendi erläuterte, dass pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund in der aktuellen Diskussion als homogene Bevölkerungsgruppe wahrgenommen werden würden, die sie aber mitnichten seien. Auf Seiten der Pflegeerbringung hätte dies die Annahme zur Folge, dass Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe einheitlich seien. Hier bedürfe es einer Kehrtwende hin zu einer Wahrnehmung von Menschen mit Migrationshintergrund als „Weltbürger“ mit individuellen Ansprüchen und Wünschen.

Anschließend lenkte Fendi den Fokus auf die andere Facette des Pflegesystems und erläuterte, dass Menschen mit Migrationshintergrund eine außerordentlich wichtige Säule in der Erbringung von Pflegeleistungen darstellen. Während in der öffentlichen Diskussion stets das Sprachniveau problematisiert werden würde, betonte Fendi, dass die Sprachvielfalt eine wichtige Ressource in einer diversen Gesellschaft darstelle und erläuterte, dass insbesondere bei der Pflege von Demenzerkrankten eine „universelle Sprache“, getragen von Zwischenmenschlichkeit und Körperlichkeit, wesentlich wichtiger sei als jede Sprachfähigkeit.

Im Anschluss an den mit persönlichen Erfahrungen bereicherten Vortrag lud Prof. Dr. Michael Isfort, Prodekan des Fachbereichs, das Publikum zu einer lebhaften Diskussion über diversitätssensible Pflege bei Verköstigung und Getränken ein.

 

Der Fachbereich Gesundheitswesen und das Transfernetzwerk Soziale Innovation „s_inn“ laden erneut am 12. Februar 2020 zum Vortrag „Sind wir bei Krankheit alleine betroffen?“ in die Alte Feuerwache ein. An diesem Abend wird Prof. Dr. Renate Zwicker-Pelzer beleuchten, welche Rolle das System Familie bei Alter und Krankheit spielt.

Tristan Steinberger
Agenturleitung