Leichte Sprache im Transfernetzwerk: Übersetzerinnen und Prüfgruppe lernen sich kennen
21. Oktober 2021

Im Sommer 2020 haben wir im Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn damit begonnen, uns das Thema "Leichte Sprache" auf die Fahne zu schreiben. Der Weg von einer Fortbildung unter Corona-Bedingungen über ein großes Übersetzungsprojekt bis hin zum Aufbau einer Prüfgruppe war ein intensiver und durchaus lehrreicher – aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Eine wichtige Etappe war jedoch der Besuch unserer Prüfgruppe am Standort Gut Fronhof der Caritas Wertarbeit in Köln-Ossendorf.

Leichte Sprache: Was ist das eigentlich?

Leichte Sprache ist keine Kindersprache! Leichte Sprache ist ein Instrument zur Gestaltung barrierefreier Kommunikation. Sie ist eine stark vereinfachte und reglementierte Form des Deutschen: Kurze Sätze, aktive Verbformen, keine Fremdwörter – das sind nur einige der Regeln, die es neben der Verwendung von Bildern zu beachten gilt. Entwickelt wurde die Leichte Sprache ursprünglich für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Mittlerweile ist der Adressatenkreis aber deutlich größer, denn auch für Menschen mit Demenzerkrankung, funktionale Analphabeten oder Menschen mit geringen Deutschkenntnissen ist die Leichte Sprache eine echte Bereicherung. Um es mit den Worten unserer Prüferinnen zu sagen: Leichte Sprache ist für alle Menschen gut!

 

Was bisher geschah

Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat bei s_inn dafür gesorgt, dass analoge Transferveranstaltungen abgesagt werden mussten und es kreativen Raum und Zeit für neue Ideen und Impulse gab: Aus einem pandemiebedingten Vakuum ist schließlich das Vorhaben entstanden, der Leichten Sprache im Transfernetzwerk eine Plattform zu geben, um dem angestrebten Wissenstransfer zwischen Hochschule und Gesellschaft eine neue Dimension zu verleihen. Seither hat sich um die federführende Projektkoordinatorin und Übersetzerin Laura Verena Corsten einiges getan: Mehrere Mitarbeiterinnen, darunter unsere Büromanagerin Jacqueline Sluyterman van Langeweide, haben durch verschiedene Fortbildungen Kompetenzen in und rund um die Leichte Sprache, Einfache Sprache und Unterstützte Kommunikation erworben. Die Projektwebsite des Transfernetzwerks ging im April 2021 in Leichter Sprache online und stellte das erste große Übersetzungsprojekt dar. In Kooperation mit Jochen Günther und Anna Schmitz, beide Caritasverband der Stadt Köln e. V., wurde vor Ort in der Werkstatt in Köln-Ossendorf eine "eigene" Prüfgruppe aufgebaut. Eine solche Prüfgruppe für Leichte Sprache besteht aus Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderer Art von kognitiver Beeinträchtigung. Erst wenn eine angefertigte Übersetzung von einer Prüfgruppe abgesegnet wurde, ist ein Text als "Leichte Sprache" zu bezeichnen. Erste gemeinsame Arbeitsergebnisse der partizipativen Zusammenarbeit zwischen s_inn und Caritas sind die Übersetzung der Caritas-Werkstattordnung oder Veranstaltungsmeldungen in Leichter Sprache.

 

Die "Prüfgruppe Leichte Sprache Caritas Wertarbeit"

Die Lockerungen und der vollständige Impfschutz aller Beteiligten ermöglichte es nach über sechs Monaten digitaler Zusammenarbeit, die Einrichtung der Prüfgruppe zu besuchen und mit den Menschen zu sprechen, die mittlerweile zu echten Kolleginnen geworden sind – und deren Urteil unsere Texte maßgeblich bestimmt. Die Prüfgruppe besteht aus drei jungen Damen namens Christine B., Laura N. und Adirai M., die hauptsächlich in der Näherei des Gut Fronhofs beschäftigt sind und sich für das Projekt "Prüfgruppe Leichte Sprache Caritas Wertarbeit" begeistern konnten. Zusammen mit Anna Schmitz, Mitarbeiterin der Caritas und Alumna der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho), ist das Team nach einer Anleitung zum Prüfverfahren nun in der Lage, die angefertigten Übersetzungen auf Verständlichkeit zu prüfen und entsprechendes schriftliches Feedback an die Übersetzerinnen zu geben. Bei unserem Besuch am 22. September haben wir gemeinsam einen neuen Text zur Forschungsinstituten an der katho geprüft und über eine Optimierung des Prüfverfahrens gesprochen. Spannend war auch zu hören, welche Texte die Prüferinnen zukünftig gerne lesen und prüfen möchten. Schnell hatten wir eine bunte Sammlung an Themen wie Mobbing, Partnerschaft und Erste Hilfe – aber auch die wichtige Corona-Auffrischungsimpfung wurde genannt. Eins wurde bei dem Treffen im September deutlich: Das Prüfen macht den Kolleginnen außerordentlichen Spaß und sie sind stolz, Teil des Projekts zu sein. Wir bedanken uns an dieser Stelle für die Bereitschaft der Caritas und die Möglichkeit, gemeinsam dieses partizipative Vorhaben weiter voranzutreiben!

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