Start der Vortragsreihe "Nachteil hoch zwei plus x – Intersektionalität im Kontext von Behinderung"
15. Mai 2021

Im Sommersemester 2021 startete die Vortragsreihe “Nachteil hoch zwei plus x – Intersektionalität im Kontext von Behinderung“ unter der Leitung des Transfernetzwerks Soziale Innovation – s_inn und des Bochumer Zentrums für Disability Studies (BODYS).

Den Auftakt machte Prof.‘in Dr. Swantje Köbsell mit dem Vortrag zum Thema "Behinderung & Geschlecht – Auswirkungen einer unvermeidlichen Intersektion im Leben behinderter Menschen". Sie ist Professorin für Disability Studies an der Alice Salomon Hochschule (ASH) in Berlin und Vertreterin der deutschen "Krüppelbewegung" der 1980er Jahre. In ihrem Vortrag erklärte sie die Entstehung des Begriffs Intersektionalität, der die Überschneidung von verschiedenen Differenzkategorien wie Behinderung, Geschlecht, Rassismus, Migration und Alter beschreibt. Dabei ging sie insbesondere auf die Situation von behinderten Frauen ein, die nicht nur aufgrund ihrer Beeinträchtigung, sondern auch aufgrund ihres Geschlechts Ausgrenzungserfahrungen machen und in Kombination mit ihrer Beeinträchtigung häufig als "geschlechtslos" wahrgenommen werden. Außerdem zog sie Parallelen zwischen den Zuschreibungen für behinderte Männer und für nichtbehinderte Frauen, denen jeweils die Rollenstereotype "schwach", "hilfsbedürftig", "passiv" usw. zugeordnet werden. Köbsell verwies zu Beginn darauf, dass ältere Studienergebnisse die Geschlechtervielfalt im Kontext von Behinderung nicht einbezogen. Das ändert sich erst in jüngerer Zeit.  Im Jahr 2020 setzte sich die Studie "LSBTIQ* inklusiv NRW" mit den Erfahrungen von beeinträchtigten und chronisch kranken Menschen unter Berücksichtigung der Geschlechtervielfalt und unterschiedlicher sexueller Orientierungen auseinander.

Anschließend folgte ein kurzes Statement von Dr. Sabrina Schramme, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Evangelische Hochschule Rheiland-Westfalen-Lippe (EvH RWL) und Projektmitarbeiterin bei Bethel.regional. Sie bezog sich auf die Ergebnisse ihrer empirischen Forschung zum Thema "Inklusions-/Integrationserfahrungen und Intersektionalität". Im Fokus standen dabei Integrationserfahrungen von behinderten Männern und Frauen im Kindes- und Jugendalter und das Zusammenwirken von Behinderung, Geschlecht und sexueller Identität. Schramme machte ähnlich wie Köbsell deutlich, dass behinderte Menschen als "geschlechtslos" und "asexuell" wahrgenommen werden.

 

Organisiert wird die Vortragsreihe von Sinem Malgac und Jens Koller (beide Innovation Lab Bochum, s_inn) sowie Gudrun Kellermann (BODYS). Weitere Informationen zur Vortragsreihe und zur Anmeldung finden Sie unter https://www.bodys-wissen.de/Online-Vortragsreihen.html.

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