Transferforum "Wie ein kindgerechter Aufenthalt gelingt"
11. Juli 2022
Tristan Steinberger
Agenturleitung
0221/7757 - 465

Perspektivsklärungsgruppen sind ein zentrales Element in der Kinder- und Jugendhilfe. Es müssen tragfähige Entscheidungen über die Zukunft von Kindern und Jugendlichen getroffen und gleichzeitig die kindliche Entwicklung gefördert werden. Eine Studie der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) hat in diesem Zusammenhang die Situation der Mitarbeiter_innen in Perspektivgruppen der Kinder-und Jugendhilfe beforscht. Sie wurde im Rahmen des Transferforums vorgestellt und diente als Basis für einen Austausch über Herausforderungen und Perspektiven für Perspektivklärungsgruppen.

Perspektivklärungsgruppen sind dafür zuständig, die Perspektiven für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu ermitteln. Ein wesentliches Element dabei ist auch die Entscheidung über eine passende Wohnform. Gemeint sind damit nicht solche Gruppen, die auf in Obhut genommene Kinder und Jugendliche spezialisiert sind. Häufig sind aber entsprechende Inobhutnahmeplätze angegliedert, was gleichzeitig verdeutlicht, dass dieses Feld keineswegs homogen und einheitlich strukturiert ist. Neben regionalen und durch die unterschiedlichen Jugendämter vorgegebenen Unterschiede verfolgen auch die individuellen Einrichtungen unterschiedliche Schwerpunkte und Konzepte. Zugleich sind Bedarf und Nachfrage in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Eine Forschungsgruppe aus Studierenden der katho, Abteilung Aachen, hat unter Anleitung von Prof’in Dr. Nicola Großheinrich die Mitarbeiter_innen von Perspektivklärungswohngruppen befragt und dabei festgestellt, dass trotz eines vorangegangenen Studiums noch viele Unsicherheiten bestehen, insbesondere beim Umgang mit psychisch und sexuell auffälligen Kindern und Jugendlichen. Sascha Dalügge hat stellvertretend für die Forschungsgruppe zentrale Ergebnisse dargestellt und konnte dabei aufzeigen, dass, neben der hohen Belastung und dem Personalmangel insbesondere im Nachmittagsbereich die nicht ausreichende Methodenkenntnis eine Herausforderung in diesem Feld darstellt.

Der Vortrag bot einen Auftakt für die Diskussion mit ca. fünfzig Teilnehmenden, zu der auch Prof’in Dr. Maud Zitelmann, Professorin für Jugendhilfe und Kinderschutz an der Frankfurt University for Applied Sciences, geladen war. Im Rahmen der Diskussion wurden unterschiedliche Probleme und Herausforderungen diskutiert, bspw. die fehlende Strukturierung und der fehlende Überblick über freie Perspektivklärungsplätze auf Länderebene oder die oft unzureichende Kompetenz von Bachelor-Absolvent_innen in Hinblick auf  psychosoziale Diagnostik und heilpädagogische Beziehungsarbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Zudem wurden Forderungen und Wünsche formuliert. So wurde der Bedarf nach fachspezifischen Master-Studiengängen für Fachkräfte, die in der Freien und Öffentlichen Jugendhilfe oder in Justiz und Medizin unmittelbar Verantwortung für Schutz und Hilfe für gefährdeter Kinder tragen, formuliert. Ebenso wurde ein verstärktes politisches Vorgehen aus dem Bereich der Perspektivklärungsgruppen gefordert und der Wunsch nach einer Möglichkeit der digitalen kollegialen Beratung formuliert. Die Möglichkeit zu einem solchen Austausch möchte das Transfernetzwerk in Zukunft bieten. Weitere Informationen zur Austauschplattform “digital.kollegial“ finden Sie hier.

Frau Zitelmann wies im Laufe der Veranstaltung auf den neuen kostenlosen Kurs zum Interdisziplinären Kinderschutz hin, den sie mitentwickelt hat und der in Vollversion als Selbstlern-Zertifikatkurs Hochschulen in ganz Deutschland kostenfrei angeboten wird. Hier finden Sie diesen Kurs in der Homepage-Fassung.

Eine Linkliste mit weiterführenden Informationen und Aufzeichnungen des Vortrags von Herrn Dalügge sowie der Gruppendiskussion finden sie hier.

Wir danken allen Teilnehmenden und besonders Frau Prof’in Dr. Maud Zitelmann, Frau Prof’in Dr. Nicola Großheinrich und Herrn Sascha Dalügge für die spannende Veranstaltung.

Das Transferforum ist ein wiederkehrendes Format, das vom Innovation-Lab Köln konzipiert, geplant und durchgeführt wird. Die Moderation und technische Umsetzung geschah durch Stephan Post vom Innovation-Lab Köln.

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