Drei Jahren lang recherchierten Studierende Sozialer Arbeit gemeinsam mit Projektleiter Professor Dr. Michael Böwer und unterstützt durch Wohlfahrtsverbände und Archive. Parallel dazu wurden (und werden) die Erkenntnisse in die Vorlesung des vierten Studiensemesters eingebunden, die auch internationale Vergleiche zieht. So setzten sich die Projektteilnehmenden mit der Entstehung des katholischen und des jüdischen Waisenhauses in Paderborn, des psychiatrischen Landeskrankenhauses in Marsberg, der von-Bodelschwinghschen-Stiftungen in Bielefeld und der sogenannten Krüppelfürsorge in Olsberg-Bigge auseinander – um nur einige der portraitierten Einrichtungen zu nennen, die heute oft mittelständische oder gar große Sozialunternehmen mit tausenden Mitarbeitenden sind. Erstmals für Westfalen-Lippe wurde eine solche zusammenfassende Dokumentation erstellt – jeweils ausgehend von den Gründer_innen, die Soziale Innovationen nach Westfalen-Lippe brachten, sie hier initiierten und diese dann politisch-vernetzt deutschlandweit und europaweit bekannt machten.
Der digitale Projektbericht umfasst 22 Portraits von Pionier_innen aus vier Jahrhunderten. Vorgestellt werden dort u. a.: die Ideen der Fürstin Pauline zur Lippe, die aus Paris aufgreifend die deutschlandweit erste Kleinkinderbewahranstalt realisierte, über die Reichstagsabgeordnete Agnes Neuhaus, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Unterstützung von ‚gefallenen Mädchen‘ sowie die Ausbildung von Fürsorgerinnen an den Westfälische Wohlfahrtsschulen initiierte und den Pfarrer Christian Bartels, der sich caritativ gefährdeten Kindern in Heimerziehung und Familienpflege zuwandte, bis hin zum Theologen Konrad Beckhaus mit dem Höxterner Rettungshaus und dem Asyl für Arme und Kranke in Paderborn oder aber der Wohlfahrtspflegerin und Juristin Dr. Ellen Scheuner, die als Landesrätin bis in die 1960er Jahre konservativ-repressive Fürsorgearbeit vertretend, als eine der wenigen weiblichen Führungskräfte (so ihr zugeschrieben) ihren Mann im Landesjugendamt stand.
Gerahmt wurde die Projekttagung durch Grußwort und Würdigung des Projektes von Prof. Dr. Kai Gallus Sander als Abteilungssprecher der katho in Paderborn sowie durch den Beitrag von Landesrat Prof. Dr. Meinolf Noeker (Landschaftsverband Westfalen-Lippe). Letzterer stellt darin einen historischen Kurvenschlag von den Anfängen der Psychiatrie über NS-Zeit und Psychiatrie-Kritik bis zu heutigen Herausforderungen her. Die Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und Soziologin Prof’in Dr’in Katharina Motzke (katho Köln) zeigte in ihrem Impulsvortrag Entwicklungslinien der Sozialen Arbeit als Profession am Beispiel der jüdischen und bürgerlichen Frauenbewegung auf. Der Historiker Prof. Dr. Markus Köster (Westfälische Wilhelms Universität und LWL-Medienzentrum Münster) veranschaulichte unter der Überschrift „Profession und Konfession“ Tätigkeit und Verflechtung der leitenden Beamten des westfälischen Landesjugendamtes in der NS-Zeit.
Den Schluss der Veranstaltung bildeten ein Ausblick und Empfang, in dessen Rahmen die Teilnehmenden Einblick in die digitale Publikation nehmen konnten. Die Teilnehmer_innen nutzten die Gelegenheit zum regen Austausch über die Impulse der Referent_innen als auch Austausch untereinander.
Schauen Sie sich die digitale Broschüre an!
Die digitale Publikation kann unter folgendem Link abgerufen werden:
Kontakt
Transferagentur Soziale Innovation – s_inn Eike Breustedt, MA | Fachbereich Sozialwesen Prof. Dr. Michael Böwer |