Mit regem Austausch zum Thema "Umweltgerechtigkeit"
Veranstaltungsreihe der Kampagne MehrWertSozial! startet
01. September 2022
Karin Henshen
Referentin für Transfer- und Netzwerkmanagement
0241/60003 - 120
Tristan Steinberger
Agenturleitung
0221/7757 - 465

Am 24.08. 2022 startete die Veranstaltungsreihe der Kampagne MehrWertSozial! mit einem online Transferforum zum Thema "Umweltgerechtigkeit". Nach einem informativen Vortrag der Referentin Laura Harter konnten sich die Netzwerkpartner_innen und weitere Teilenehmer_innen in einer regen Diskussion zu Beispielen, Erfahrungen und Lösungsansätzen austauschen.

Was bedeutet „Umweltgerechtigkeit“?

Eingeleitet durch einen kurzen Film, der Umweltgerechtigkeit als eines der sozialen Leitkriterien für den Strukturwandel im rheinischen Revier vorstellte, bestand der erste Teil des Transferforums aus einem theoretischen Input zum Thema Umweltgerechtigkeit und der Kampagne MehrWertSozial. Herzstück des theoretischen Inputs war der Vortrag von Frau Laura Harter, Mitarbeiterin des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung der Katholischen Hochschule, die auf sehr anschauliche und verständliche Weise der Frage nachging „Was bedeutet Umweltgerechtigkeit?“. Mit Beispielen und auf Grundlage theoretischer Elemente aus der Public Health Theory, machte Frau Harter deutlich, dass es einen Unterschied macht, ob Menschen in Wohnblöcken mit schlechter Bausubstanz und wenig Grünflächen in der Nähe leben oder in ländlicheren Gebieten. Wie die nachweislich positiven Effekte von Natur verteilt sind und wie gut sich Menschen gegen negative Einflüsse der Umwelt schützen können ist aber, wie Frau Harter erläuterte, nicht zufällig verteilt, sondern fällt zum Nachteil von Menschen aus, die auf Grund einer schlechten Wohn- und Arbeitssituation sozial schlechter gestellt sind.  Die Umwelt, der die Menschen ausgesetzt sind hat einen schädlichen Einfluss auf ihre Gesundheit. Als ein lokales Beispiel nennt Frau Harter hier den Hambacher Forst, wo die Natur genau wie der von Menschen baulich geschaffene Lebensraum zerstört wird, dadurch auch soziale Strukturen auseinanderreißt und die gesundheitlichen und sozialen Chancen der Menschen verschlechtert. Aber wie den Strukturwandel gestalten, sodass alle Menschen die gleichen Chancen haben von positiven Umweltfaktoren zu profitieren und sich gegen schädliche Einflüsse zu schützen?

 

Ideen, Vorschläge und Erfahrungen zu einem komplexen Thema

Nach dem Vortrag von Frau Harter leitete Herr Steinberger als Moderator durch einen regen Austausch zwischen Teilnehmer_innen und der Referentin in dem Platz war für weitere Beispiele, Vorschläge, Einschätzung, Fragen, Gedanken, Anregungen und Erfahrungen. Von den Teilnehmer_innen kamen Beiträge zur internationalen Relevanz des Themas; dazu wie das Gut „Natur“ rechtlich gehandhabt wird; was gegen eine Gleichverteilung im Gegensatz zur Chancengerechtigkeit spricht und was die Entsiegelung von Städten und die Renaturierung rund um Dörfer für einen Einfluss auf die Erschwinglichkeit von Wohnraum hat. Schnell wurde deutlich, dass das Thema Umweltgerechtigkeit nicht nur sehr komplex ist, sondern uns auch in Zukunft auf lokaler und internationaler Ebene vor Herausforderungen stellen wird.  Zu der Frage, wie der Wettbewerb um die Ressource „lebenswerter, umweltfreundlicher und bezahlbarer Wohn- und Lebensraum“ im Strukturwandel im rheinischen Revier gerecht gestaltet werden kann, wurden unterschiedliche Ansätze und Anregungen aufgeworfen und diskutiert.

Dabei ging es darum, wie Menschen und Lebensräumen, die betroffen sind gezielt Förderung erhalten können. Im Rahmen dessen wurden Förderungen nach dem Belohnungs- oder Verursacherprinzip vorgeschlagen und unter dem Aspekt der negativen Auswirkung auf die Mitwirkungsbereitschaft diskutiert. Angeregt wurde auch, dass Förderung nach objektivierbaren Belastungsfaktoren und Bedarfen bewertet und vergeben werden sollten. Kritisch wurde hierzu die Vergabe von Projektförderungen im rheinischen Revier unter die Lupe genommen, mit dem Einwurf, dass Umweltgerechtigkeit mehr sei als Förderung von erneuerbaren Energien, sondern auch Menschen in prekären Milieus abholen und einbeziehen müsse. Auf institutioneller und politischer Ebene müsse es einen Perspektivwechsel geben, der dadurch möglich wird, dass das Thema weiter in die Aufmerksamkeit gerückt und der Druck im öffentlichen Diskus durch Gespräche und Veranstaltungen weiter erhöht wird.  Auch in der Sozialen Arbeit kann, nach Ansicht der Teilnehmer_innen schon jetzt etwas zur Umweltgerechtigkeit beigetragen werden, in dem Sozialarbeiter_innen im Studium zu dem Thema sensibilisiert und darauf vorbereitet werden Menschen, die von der ungleichen Verteilung von Umwelteinflüssen betroffen sind, unterstützen zu können. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Fortbildung  „Mach’s möglich“, was Sozialarbeiterinnen in dem Thema schult und sie bei der Umsetzung eines umweltfördernden Projektes unterstützt.

 

Und wie geht es weiter ?

Die Kampagne MehrWertSozial möchte weiterhin zu einem Perspektivwechsel beitragen und macht auf das Thema Umweltgerechtigkeit als ein soziales Leitkriterium des Strukturwandels auf Veranstaltungen und in Gesprächen aufmerksam mit dem Ziel, dass auch im rheinischen Revier Projekte gefördert werden, die zur Umweltgerechtigkeit beitragen. Ein Positionspapier, welches Stellung zu allen 11 Leitkriterien bezieht, wurde bereits an alle Landtagsabgeordneten des Landes NRW verschickt und soll dazu beitragen, den Diskurs um das Thema wachzuhalten und das Netzwerk der Kampagne zu erweitern und zu stützen. Da Zukunft nicht ohne Bürger_innen und einen regen Austausch gestaltet werden kann, ist der Einbezug von Büger_innen mit ihren Wünschen, Ideen, Anregungen und Bedarfen für die Kampagne MehrWertSozial und ihre Netzwerkpartner_innen sehr wichtig. Deswegen freuen sich die Veranstalter_innen auch schon auf die kommenden Veranstaltungen zu den Leitkriterien mit weiteren informativen Fachvorträgen und spannenden Diskussionen. Eine Anmeldung ist immer noch möglich!

Kontakt

Karin Henshen
Referentin für Transfer- und Netzwerkmanagement
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Tristan Steinberger
Agenturleitung