Gesundheits- und Resilienzförderung von Kindern aus psychisch belasteten Familien
Gemeinsam über den Berg - ein Beitrag der katho zur Woche der seelischen Gesundheit in der Familie
25. Oktober 2021
Tristan Steinberger
Agenturleitung
0221/7757 - 465

Im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit in der Familie beteiligte sich der Fachbereich Sozialwesen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho), Abt. Köln, gemeinsam mit dem Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn und dem Institut für Forschung und Transfer in Kindheit und Familie (foki) mit einem digitalen Workshop. Mit insgesamt ca. 40 Teilnehmenden aus der Praxis der Sozialen Arbeit, der Zivilgesellschaft und der Hochschule kam es nach zwei Impulsvorträgen zu einem angeregten Austausch über das Thema der Resilienzförderung.

Die enorme Belastungsdichte von Kindern psychisch belasteter Eltern war viel zu lange ein Randthema in Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit. Jedoch: Kinder aus psychisch belasteten Familien sind deutlich mehr Stressoren ausgesetzt als Kinder aus psychisch gesunden Familien. Mit dieser Annahme starten Frau Prof’in Dr. Karla Verlinden und Herr Prof. Dr. Michael Obermaier (beide katho) gemeinsam mit Tristan Steinberger (stellv. Agenturleitung s_inn) die Online-Veranstaltung mit dem Titel: "Gesundheits- und Resilienzförderung von Kindern aus psychisch belasteten Familien" im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit. Unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn stand die Woche der seelischen Gesundheit dieses Jahr unter dem Motto "Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie". 

Zum Einstieg der Veranstaltung am 13. Oktober 2021 referierte Prof’in Dr. Karla Verlinden über den Begriff der Resilienz, welcher u.a. "als das Gegenteil von Verwundbarkeit" angesehen wird. Des Weiteren erläuterte sie das multisystemische Modell der Resilienz und wies auf internale und externale Risikofaktoren von Kindern aus psychisch belasteten Familien hin. Im Anschluss folgte die Darstellung mehrerer Konzepte der Familienresilienz, die den individualisierten Blick auf Resilienz erweitert. Anschließend wurde ein kritischer Blick auf die Möglichkeiten von Resilienzförderung eröffnet, die vor allem auch eine gesamtpolitische Verantwortung der Gesellschaft beinhalten sollten. Bei der Planung einer Förderung konkreter Schutzfaktoren gehe es vor allem darum, die verfügbaren Ressourcen des Individuums/der Familie einzubeziehen und eine Kontextanalyse vorausgehend zu initiieren. Bei einer solchen Kontextanalyse müssten auch normativ aufgeladene "Scheinziele" der Gesellschaft, die nicht immer deckungsgleich mit den Entwicklungszielen des Individuums/der Familie sind, mitgedacht werden. Letztendlich sei das oberste Ziel von Resilienzförderung die Herstellung sozialer Gerechtigkeit und der Abbau von Marginalisierungsprozessen, so Verlinden abschließend.

Im Anschluss an den ersten Impulsvortrag übernahm Herr Prof. Dr. Michael Obermaier und warnte einführend vor den Ambivalenzen des Resilienzbegriffs. "Wenn das Individuum dem Stress nicht standgehalten hat, war es nicht resilient genug" – eine solche Aussage darf und sollte nicht aus dem Konzept der Resilienzförderung abgeleitet werden. Neben einer systematisch-historischen Rahmung des Resilienzthemas zeigte ein Blick in die Statistik den Teilnehmenden die Häufigkeiten von psychischen Auffälligkeiten nach Alter und Geschlecht und vor allem den Zusammenhang der psychischen Auffälligkeiten mit dem Sozialstatus.

Anschließend erörterte Obermaier neben grundlegenden Zugängen zur Resilienz ausgewählte pädagogische Maßnahmen, die es Kindern aus psychisch belasteten Familien ermöglichen, sich trotz der belasteten Entwicklungsbedingungen positiv zu entwickeln.

Im Anschluss daran ging es vertiefend um die Rolle von Prävention und Gesundheitsförderung in Bezug auf das Veranstaltungsthema mit besonderem Fokus auf Kinder. Abgerundet wurde der Input durch die Vorstellung verschiedener Interventionen und aktuellen Forschungspublikationen in Verbindung mit den daraus resultierenden Empfehlungen für Präventionsangebote.

Durch die beiden Impulsvorträge starteten die Teilnehmenden gut gerüstet in den sich daran anschließenden Austausch. Die beiden Expert_innen der katho stellten sich den aufkommenden Fragen und ein anregendes Gespräch mit wechselseitigem Input aus Praxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft rundeten das sehr gelungene Format ab. Hierbei ging es vor allem auch nochmal über die Herausforderungen von Präventionsangeboten und Resilienzförderung sowie um die kurzfristige und langfriste Finanzierbarkeit von funktionierenden Maßnahmen. Schnell wurde klar, dass das Thema sowie eine entsprechende Austauschplattform hilfreich und notwendig sind. Wir sind uns sicher, dass wir schon bald weitere Formate zu diesem wichtigen Thema anbieten werden.

Wir danken allen Teilnehmenden für die vielfältigen Inputs und den spannenden Austausch.

Die Präsentation und weiterführende Links finden Sie auf der Veranstaltungsseite.

Kontakt

Tristan Steinberger
Agenturleitung