Hybrid-Fachtagung "Pflege und Seelsorge: zwei Perspektiven, ein Anliegen?!"
15. November 2021

Während der Tagung am 5. und 6. November 2021 stand das Zusammenspiel von Pflege und Seelsorge bei 180 Teilnehmenden im Fokus. Online, wie auch in Präsenz in der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) am Standort Paderborn, gab es rege Diskussionen. Alle waren sich einig: Es braucht ein stärkeres Miteinander beider Disziplinen und aller Sorge-Akteur_innen.

Das konkrete Miteinander von Pflege und Seelsorge ist vielfach erst noch zu bestimmen. In einem gemeinsamen dynamischen Prozess trägt es jedoch vielerorts schon jetzt Früchte. Daher richtete sich die Veranstaltung an einen breiten Interessent_innenkreis, der die Vielfalt, wie auch die (produktive) Spannung der Frage des Zusammenspiels repräsentiert: Fach- und Führungskräfte von Trägern, aus Einrichtungen, Verbänden und (Erz-)Diözesen, Interessierte aller beteiligten Berufsgruppen und ihrer Ausbildungsverantwortlichen, Vertreter_innen der Politik sowie von Patient_innenorganisationen und Selbsthilfegruppen, ergänzt durch Forschende und Lehrende aus Pflegewissenschaften, Sozialer Arbeit und Theologie.

Viele Wortbeiträge und emotionale Erfahrungsberichte am ersten Tagungstag

Direkt zu Beginn der Veranstaltung machten Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales (NRW), Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Pfarrer Ulrich Lilie (Diakonie Deutschland) in ihren Grußworten deutlich, dass eine ganzheitliche Sorge um den Menschen unbedingt notwendig sei. Das Pflegepersonal dürfe dabei jedoch keineswegs in Vergessenheit geraten. Diejenigen, die Pflege praktizierten, bräuchten ebenfalls Seelsorge. Ebenso bedürfe es die Reflexion der Verknüpfung von Seelsorge und Pflege auch im Kontext einer generalistischen Pflegeausbildung.

Prof. Dr. Rainer Krockauer (katho) skizzierte in seinem Vortrag die Umrisse eines "Laboratoriums der Kooperation von Pflege und Seelsorge". Eckpunkte seien hier: das spirituelle Anliegen von Seelsorge als integrativer Part von Professionalität, die Vernetzung aller Akteure in Caring Communities sowie die Klärung der Rollen von haupt- und ehrenamtlich in der Seelsorge Tätigen in diesem Miteinander.

Ähnlicher Meinung waren Prof.'in Dr. Katharina Karl (Universität Eichstätt-Ingolstadt) und Prof. Dr. Michael Isfort (katho) in ihren Beiträgen. Zur Sprache kam hier zudem, dass Pflege einen implizit seelsorglichen Aspekt habe, und es gab die dringende Empfehlung, nicht nur den Lohn, sondern auch den Arbeitsumfang der Pflegenden neu zu bemessen. Besonders in der Corona-Pandemie sei allzu deutlich geworden, dass Pflegende oftmals wider das eigene Ethos handeln mussten.

Nach den Vorträgen war sich das Publikum einig: Notwendige Zeit und notwendiger Raum für Seelsorge sind in der Praxis meist nicht ausreichend vorhanden. Der übervolle Arbeitsalltag ermögliche nur selten Gespräche mit Patient_innen und Kolleg_innen. Hinzu käme, dass sich Seelsorge nicht in Zahlen fassen ließe und damit in einem ökonomisierten Gesundheitssystem oftmals nur schwer zu rechtfertigen sei.

Das hochkarätig besetzte Plenum ergänzte am Ende des ersten Tages die Debatte durch kirchen- und sozialpolitische Perspektiven. Dr. Astrid Giebel (Diakonie Deutschland) betonte die Notwendigkeit einer Seelsorge für die Pflegenden und erinnerte zudem an die Dimension von "Spiritual Care". Dr. Georg Schiffner (Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand) unterstrich seinerseits die Bedeutung von "Spiritual Care", die auf gute Weise die Interreligiosität sichere, zugleich aber auch eine Sprachfähigkeit der Seelsorgenden wie Pflegenden notwendig mache. Michael Mendelin (Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V.) warb für die Arbeit der Sozialdienste, betonte aber auch die Notwendigkeit, dass Seelsorge und Pflege zu einem wechselseitigen Vertrauen finden. Christoph Robrecht (Barmherzige Brüder Trier gGmbH) sah aktuell einen enormen Druck auf die Pflegenden und befürchtet einen "Pflegxit". Sein Wunsch sei es, Mitarbeitende antwortfähig in Fragen von Kirche und Glaube zu machen. Domkapitular Msgr. Dr. Michael Bredeck (Erzbistum Paderborn) verwies auf bereits bestehende Fortbildungsangebote im Erzbistum Paderborn. Er unterstrich zudem die dringliche Notwendigkeit, eine Caring Community auf allen Sorge-Ebenen bis hinein in die Führungsetagen aufzubauen. Der Rektor der katho, Prof. Dr. Hans Hobelsberger, würdigte den aktuellen Stand der Debatte. Auf dem Feld der Praktischen Theologie unterschied er dabei zwischen dem "Ereignis Seelsorge" und der Arbeit der für die Seelsorge Zuständigen – die Hochschule müsse auf ihre Weise und mit ihren Mitteln beiden Dimensionen gerecht werden.

Zweiter Tagungstag im Zeichen der Resonanz

In Workshops und Kurzvorträgen wurden Praxiserfahrungen und Arbeitsfelder konkret erfahrbar. Themen waren Gesprächsbegleitung, Qualifikationsmöglichkeiten der Pflegekräfte für die Seelsorge, Projekte zur Begleitung Kranker in ambulanten Diensten, Hospiz und Krankenhaus, ethische und glaubenstheologische Fragen der Begleitung von Klinik-Patient_innen sowie die Seelsorgliche Begleitung in Einrichtungen der stationären Hilfe. Die Workshops waren Orte einer engagierten Debatte, in der sich das hybride Format durch den großen, digitalen Wirkungsradius bewährte.

Am Tagungsende standen fachliche Resonanzen, thematische Verdichtungen und Empfehlungen für die Praxis von Seelsorge und Pflege. Prof.'in Dr. Daniela Händler-Schuster (Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Zürich) verwies auf die Fragmentierung der Arbeitsfelder in der Pflege und die stetige Individualisierung der Patient_innenschicksale. Zu fördern sei eine Teamkultur, in der alle an der Pflege Beteiligten ihren spezifischen Beitrag bündeln. Prof. Dr. Michael Fischer (St. Franziskus-Stiftung Münster/ UMIT Hall, Österreich) unterstrich in seinem Statement den hohen Bedarf an Seelsorge in der Pflege. Eine gute Seelsorge sei ein Gesamtpaket mit klaren Rollen für die Akteur_innen – und mit einer Vielfalt miteinander verbundener, integrierter Konzepte. Prof. Dr. Hans Hobelsberger zog schlussendlich Bilanz und verwies auf Möglichkeiten und Grenzen der Hochschule bei all den diskutierten Fragen.

Organisiert wurde die Tagung durch das das Transferprojekt "Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken" und das Innovation-Lab Paderborn, in enger Zusammenarbeit mit den Erzbischöflichen Generalvikariaten Köln und Paderborn, den Barmherzigen Brüdern Trier sowie den Diözesan-Caritasverbänden Köln und Paderborn.

Seit nunmehr bald drei Jahren nimmt das Transferprojekt "Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken – Potenziale und Limitierungen einer ambulante und stationäre Sektoren verbindenden Begleitung und Seelsorge" die herausfordernde Lebenssituation älterer und alter Menschen mit Versorgungsbedarf in den Blick. In seinem Forschungsvorhaben steht das Transferprojekt im Schnittfeld von Sozialer Arbeit, Pflege und Theologie. Dabei immer im Fokus: Die Verknüpfung ambulanter und (teil-)stationärer Versorgung. Das Ziel: Einen Beitrag zur Vernetzung verschiedener Professionen und Organisationen wie Privathaushalt, Sozialraum, Quartier, Pfarrei und (teil-)stationären Sektoren wie Krankenhaus, Pflegeheim und Hospiz zu leisten.

Die Hybrid-Fachtagung Pflege und Seelsorge: zwei Perspektiven, ein Anliegen?! stellte sich genau dieser Thematik. Der Titel der Fachtagung vergegenwärtigte genau das, was an beiden Tagen in Vorträgen, Fachgesprächen und Workshops ausgelotet werden sollte. Frage- wie Ausrufezeichen stehen für ein Zueinander von Pflege und Seelsorge, das vielfach erst noch zu bestimmen ist, jedoch in einem gemeinsamen dynamischen Prozess bereits auch schon Früchte trägt. Nicht ohne Grund hatten sich daher das Pilotprojekt "Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken" und das Innovation-Lab Paderborn der katho Paderborn im Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn in enger Zusammenarbeit mit den Erzbischöflichen Generalvikariaten Köln und Paderborn, den Barmherzigen Brüdern Trier sowie den Diözesan-Caritasverbänden Köln und Paderborn an einen Interessent_innenkreis gewandt, der die ganze Bandbreite, Vielfalt, aber auch die (produktive) Spannung der Frage des Miteinanders von Pflege und Seelsorge repräsentiert. Über 180 Fach- und Führungskräfte von Trägern, aus Einrichtungen, Verbänden und (Erz-)Diözesen, Interessierte aller beteiligten Berufsgruppen und ihrer Ausbildungsverantwortlichen, Vertreter_innen der der Politik sowie von Patient_innenorganisationen und Selbsthilfegruppen hatten sich zur Tagung angemeldet. Eingeladen waren auch Forschende und Lehrende aus Pflegewissenschaften und Praktischer Theologie/Seelsorgewissenschaft.

Viele Wortbeiträge und emotionale Erfahrungsberichte am ersten Tagungstag

Thematisch prägnante (Video-)Grußworte eröffneten die Tagung: Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales (NRW) erinnerte an die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sorge um den Menschen, Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) ermutigte zu einer intensiven Gestaltung des Verhältnisses von Seelsorge und Pflege auch im Kontext einer generalistischen Pflegeausbildung. Pfarrer Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, skizzierte den Anspruch einer Seelsorge, die aus der jeweils konkreten Situation heraus zu einer evidenzorientierten Arbeit mit Menschen reife.

In seinem Eröffnungsvortrag skizzierte Prof. Dr. Rainer Krockauer (katho) die Umrisse eines "Laboratoriums der Kooperation von Pflege und Seelsorge". Dabei gilt es den Stellenwert von Pflege und Seelsorge in einem kirchlichen Organisationsprofil näher zu bestimmen und weiter zu entwickeln, das derzeit in vielen Diözesen in einem Umbruch steht. Als Eckpunkte sind dabei zu benennen: Das spirituelle Anliegen "Seelsorge" als integrativer Part von Professionalität; die Vernetzung aller Akteur_innen in Caring Communities sowie die Klärung der Rollen von haupt- und ehrenamtlich in der Seelsorge Tätigen in diesem Miteinander. Günstig für solcherart Suchbewegungen und "Entgrenzungen" der Seelsorge sei der gegenwärtige "Kairos", in dem eine Ermächtigung vieler Akteur_innen in der Pflege zur Seelsorge geradezu geboten und wohl auch notwendig sei.

Dem Vortrag folgten Rückmeldungen aus dem Auditorium, die auf die Ungleichzeitigkeiten bundesdeutscher Pastoralplanungen und ihrer jeweiligen aktuellen Standards gerade auch im Segment Pflege und Seelsorge verwiesen, zudem aber auch an die Notwendigkeit erinnerten, das Thema der Interreligiosität nicht auszublenden. Prof.'in Dr. Katharina Karl (Universität Eichstätt-Ingolstadt) betonte in diesem Zusammenhang den impliziten Aspekt einer ganzheitlichen Pflege. Je schärfer sich allerdings in diesem Sinne jeweils Seelsorge und Pflege professionalisieren, umso größer werde im Miteinander der Professionen die Unschärfe des Agierens. In einem bemerkenswert offenen Aufriss der gegenwärtigen Situation der Pflege benannte Prof. Dr. Michael Isfort (katho) deren quälende Konstanten: Die ganz offensichtliche Entkirchlichung der Pflege; das fehlende Wissen der Pflegenden um christliche Traditionen; die bedrückende Herausforderung für die Pflegenden gerade in Corona-Zeiten wider das eigene Ethos handeln zu müssen; die oftmals bedrückenden Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal. Isfort kam zur dringlichen Empfehlung, nicht nur den Lohn, sondern auch den Arbeitsumfang der Pflegenden neu zu bemessen. Hier gelte es unbedingt, Zeiten für (seelsorgliche) Begleitung einzurechnen. Sein Fazit: Neues Personal sei nicht in Sicht – wohl sei aber die Möglichkeit gegeben, die Rahmenbedingungen pflegerischer Dienste besser als bisher zu gestalten.

Den Beiträgen folgte eine engagierte Diskussion im Forum und in den Chaträumen. Dabei ging es u.a. um Spiritualitätsformen und die Rolle der Hochschule in den Prozessen der Neuorientierung seelsorglicher Formate, aber auch um Fragen nach Würde und Anspruch derer, die gepflegt werden.

Hochkarätig besetzt sodann das Plenum, das die aktuelle Debatte zu Pflege und Seelsorge um weitere Aspekte ergänzte sowie in seinen Zwischentönen zugleich kirchen- und sozialpolitische Perspektiven deutlich vernehmbar machte. Dr. Astrid Giebel (Diakonie Deutschland) betonte die Notwendigkeit einer Seelsorge für die Pflegenden, sie erinnerte zudem an die Dimension von "Spiritual Care". Dr. Georg Schiffner (Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand) unterstrich seinerseits die Bedeutung von "Spiritual Care", die auf gute Weise die Interreligiosität sichere, zugleich aber auch eine Sprachfähigkeit der Seelsorgenden wie Pflegenden notwendig mache. Christoph Robrecht (Barmherzige Brüder Trier gGmbH) sah aktuell einen enormen Druck auf die Pflegenden und befürchtet einen "Pflegxit". Sein Wunsch sei es, Mitarbeiter_innen antwortfähig in Fragen von Kirche und Glaube zu machen. Michael Mendelin (Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V.) warb für die Arbeit der Sozialdienste, betonte aber auch die Notwendigkeit, dass Seelsorge und Pflege zu einem wechselseitigen Vertrauen finden. Es brauche für Pflegende überdies auch konkrete Seelsorgebeauftragungen durch den Ortsbischof. Verbesserungswürdig die Kommunikation der Akteur_innen – bei TV-Formaten und Debatten in der Öffentlichkeit etwa müsse den einzelnen Vertreter_innen von Verbänden und Institutionen auch die nötige "Beinfreiheit" der Positionierung eingeräumt werden. Domkapitular Msgr. Dr. Michael Bredeck (Erzbistum Paderborn) verwies auf bereits bestehende Fortbildungsangebote im Erzbistum Paderborn. Er unterstrich zudem die dringliche Notwendigkeit, eine Caring Community auf allen Sorge-Ebenen bis hinein in die Führungsetagen aufzubauen. Der Rektor der katho, Prof. Dr. Hans Hobelsberger, würdigte den aktuellen Stand der Debatte und betonte dabei dankbar die Rolle des Transferprojektes für die Vernetzung von Akteur_innen, die selten so intensiv miteinander kommunizierten wie hier. Auf dem Feld der Praktischen Theologie unterschied er zwischen dem "Ereignis Seelsorge" und der von den Zuständigen realisierten, diesem Ereignis nie gänzlich nahe kommenden Seelsorge – die Hochschule müsse auf ihre Weise und mit ihren Mitteln beiden Dimensionen gerecht werden.

Der Abend des ersten Tagungstages lockte die Teilnehmer_innen sodann mit einem spannenden Kulturtransfer. Erwin Grosche, bekannter Paderborner Kleinkünstler und Kabarettist, begeisterte das Auditorium mit einem heiteren Einblick in die ostwestfälische Lebensart. Ferdi Cebi, Paderborner Altenpfleger, als Rapper in Paderborn – und darüber hinaus – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Idref, warb in seinem Vortrag für den Pflegeberuf und für Formen der behutsamen Aufmerksamkeit bei der Zuwendung zu Pflegebedürftigen. Seine Lieder begleiteten beeindruckende Videosequenzen, die das Auditorium nachdenklich stimmten und berührten.

Zweiter Tagungstag im Zeichen der Resonanz

In sogenannten Praxisräumen und weiteren Beiträgen wurden Praxiserfahrungen und Arbeitsfelder konkret erfahrbar. Sr. M. Katharina Böhm und Jutta Schlinkmann-Weber (beide Caritasverband Arnsberg-Sundern e. V.) befassten sich dabei mit Seelsorge und Pflege in ambulanten Diensten und mit lokalen Bezügen. Jean Pascal Jacky und Christoph Robrecht (Barmherzige Brüder Trier gGmbH) gewährten Einblicke in die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender im Hospizdienst und im Krankenhaus. Karsten Hentschel (Caritasverband Paderborn e. V.) und Melanie Struck (Stadt Paderborn) stellten "Herzenszeit", eine seelsorgliche Anlauf- und Vermittlungsstelle, vor. Dr. Brigitte Saviano und Bruno Schrage vom Diözesan-Caritasverband Köln beschäftigten sich mit Möglichkeiten, Pflegekräfte für die Seelsorge zu qualifizieren. Ethische und glaubenstheologische Fragen zum Themenkomplex Pflege und Seelsorge wurden im von Lindtraut Belthle-Drury, Edna Künne (beide Ev. Frauenhilfe in Westfalen e. V.) und Daniel Robert (Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH) gestalteten Workshop erörtert. Gabi Kniesburges (Erzbistum Paderborn) stellte das Projekt "Seelsorgliche Patientenbegleitung – Ehrenamtliche in der Klinikseelsorge" vor. Pia Biehl (Marien Gesellschaft Siegen gGmbH), Susanne Brüggemann (Verein Kath. Altenpflegeeinrichtungen Paderborn e. V.), Henner Pohlschmidt (Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V.) und Gregor Wittek (Verein Kath. Altenpflegeeinrichtungen Paderborn e. V.) diskutierten mit Teilnehmenden Erfahrungsberichte zum Modell der Seelsorglichen Begleitung in Einrichtungen der stationären Hilfe.

Die Praxisräume fanden augenscheinlich großen Zuspruch und waren Orte einer engagierten Debatte. Hier bewährte sich das hybride Format, das durch den großen, digitalen Wirkungsradius ganz neue und breite Formen der Partizipation ermöglichte. Viele, die nicht hätten anreisen können, schalteten sich zu – und dies zum Gewinn für die fachliche Debatte.

Am Ende der Tagung standen fachliche Resonanzen, thematische Verdichtungen und Empfehlungen für die Praxis von Seelsorge und Pflege. Aus Wellington (Neuseeland) zugeschaltet war Prof.'in Dr. Daniela Händler-Schuster (Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Zürich). Sie verwies auf die Fragmentierung der Arbeitsfelder in der Pflege. Zu beachten sei auch die stetige Individualisierung der Patient_innenschicksale. Zu fördern sei eine Teamkultur, in der alle an der Pflege Beteiligten ihren spezifischen Beitrag benennen und zu einem Ganzen bündeln sollten. Prof. Dr. Michael Fischer (St. Franziskus-Stiftung Münster/ UMIT Hall, Österreich) unterstrich in seinem Statement den hohen Bedarf an Seelsorge in der Pflege. Dabei stelle sich die Frage, wer letztendlich für die Seelsorge zuständig sei. Hier komme naturgemäß das Thema "Spiritual Care" ins Gespräch. Und wer über "Seelsorge" sprechen, müsse dann auch über Charismen, Kompetenzen und Formen der Professionalisierung reden. Eine gute Seelsorge sei ein Gesamtpaket mit klaren Rollen für die Akteur_innen – und mit einer Vielfalt miteinander verbundener, integrierter Konzepte. Dazu gelte es auch eine Kultur der Ehrenamtlichkeit zu fördern. Wiederum kam die Rede auf Caring Communities – wünschbar als Orte einer Zuwendung zur/zum Kranken auf Augenhöhe. Am Ende der Tagung zog der Rektor der katho, Prof. Dr. Hans Hobelsberger, Bilanz. Er tat dies in seiner Profession als Pastoraltheologe und geschätzter Begleiter vieler Reformwege in bundesdeutschen Diözesen. Hobelsberger näherte sich dem Tagungsertrag auf drei Ebenen. Zunächst ging es ihm um die Frage nach der Seelsorge. Diese sei einerseits "in sich" Ereignis und andererseits das Ergebnis gelebter Zuwendung von haupt- und ehrenamtlich Tätigen. Die Seelsorge als Ereignis geschehe in der konkreten Situation, unabhängig von dem, was "man" von seiner Profession seelsorgerisch leisten solle. "Seelsorge" sei also unbedingt vom Geschehen der Seelsorge, nicht von ihren Akteur_innen und ihren Aufgaben her zu denken. Vor dieser Matrix sei dann auch von der Professionalität der Handelnden zu reden, von Fragen der Ethik und von der Fülle der Aufgaben, die sich auf dem Feld von Seelsorge und Pflege stellen. Auf einer zweiten Ebene gelte es von den Seelsorgeteams zu sprechen: Sind alle im Team "Seelsorger_innen"? Oder gibt es nur einen Seelsorger, eine Seelsorgerin im Team? Welche Rolle spielt die Seelsorge etwa in einem Krankenhaus? Welchen Beitrag leistet die Seelsorge in einer "Caring Community"? Auf einer dritten Ebene redete der Rektor von dem Dienst, den die Hochschule in diesem Fragekomplex leisten könne. Ohne Zweifel habe sich hier das Transferprojekt "Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken" große Verdienste erworben, zu hoffen sei auf eine Verlängerung desselben über das Jahr 2022 hinaus. Das Projekt aber stehe auch für die Notwendigkeit, hochschulintern den Dialog von Theologie und Sozialwesen zu fördern und zu stärken. Der Rektor beschloss seine Ausführungen mit einem Dank an die Veranstalter_innen der Fachtagung und ihrem so profunden Bemühen, Diskurse erfolgreich zu ermöglichen und zu gestalten.

Das Schlusswort hatte Prof. Dr. Feeser-Lichterfeld. Sichtlich bewegt dankte er den (Mit-)Organisator_innen der Hybridtagung Dr. Peter Bromkamp, Andrea Jansen, Ralf Nolte, Christoph Robrecht und Bruno Schrage sowie seinen Kolleg_innen an der katho, insbesondere Eike Breustedt sowie Marion Riese. Sein Dank galt auch den unermüdlichen, stets verlässlichen Teams an Kamera und Computer unter der bewährten Leitung von Elmar Wiedemeyer (katho).

"Pflege und Seelsorge: zwei Perspektiven, ein Anliegen?!" – möglicherweise ist aus dem ursprünglichen Titel das Fragezeichen zu streichen, so der Eindruck vieler Tagungsteilnehmer_innen. Die Fachtagung jedenfalls hat gezeigt, wie sehr in Seelsorge und Pflege das Anliegen einer gelingenden Zuwendung zum Gegenüber ein gemeinsames ist.

Prof. Dr. Wilhelm Tolksdorf

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