Social Innovation Day
02. August 2022

Am 14. Juni 2022 war es so weit – das Innovation-Lab Köln veranstaltete zusammen mit dem Master Studiengang “Innovationsmanagement in der Sozialen Arbeit“ der Abteilung Köln der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) den “Social Innovation Day 2022“. Hintergrund war der Innovationsdruck in der Sozialen Arbeit als Folge der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der Fokus lag auf der Vernetzung und Kooperation zwischen Forschung und Praxis als Innovationsantrieb in der Sozialen Arbeit.

Der Social Innovation Day (SID), der das diesjährige Pendant zum Social Innovation Camp darstellte, widmete sich mit ca. 75 Teilnehmenden in Präsenz und 25 Teilnehmenden im Livestream diesen Herausforderungen.

Nach einem eröffneten Dialog zwischen Tristan Steinberger, stellvertretende Agenturleitung von s_inn, und Prof. Dr. Heiko Löwenstein, Studiengangsleitung des MASA Innovationsmanagement, begann Prof’in Dr. Mariël van Pelt von der Fontys University of Applied Sciences in Eindhoven den SID mit ihrem Vortrag “Practice Development in Social Work“. Sie sprach über die Rolle der Sozialen Arbeit in den Niederlanden und dass dort bislang wenig Professionalisierung herrscht. Diesbezüglich hob sie hervor, wie wichtig Akademisierung und der sogenannte “Social Practice Development“-Ansatz sind, um Professionalisierung und Innovationen in der Sozialen Arbeit voranzutreiben. In diesem Rahmen stellte sie auch den Master-Studiengang Soziale Arbeit an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen vor.

Nach der ersten Keynote und einer lebendigen Diskussion stellten die Master-Studierenden ihre Forschungsprojekte und die vorläufigen Ergebnisse vor. Die Projekte laufen seit drei Semestern.

Das erste Forschungsprojekt, bestehend aus den Studierenden René Frommont, Jennifer Gach, Jana Hensch, Lea Klein, Rafael Rauh und Carolin Schwanke, beschäftigte sich mit der Resilienz von Fachkräften in der Heimerziehung. Hintergrund der Studie ist der Mangel bzw. die hohe Fluktuation der Fachkräfte sowie eine hohe Belastung in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Hierfür befragten die Studierenden ehemalige sowie aktuell tätige Fachkräfte in der Heimerziehung nach Risikofaktoren, Belastungen und Unterstützungsmöglichkeiten.  Die vorläufigen Ergebnisse waren in einer merklich großen Stichprobe eindeutig: der Großteil der Fachkräfte berichtete über geringen Personalstand, Schichtdienst und wenig Ausgleich sowie negative Erlebnisse wie körperliche Angriffe oder wenig Unterstützung durch das Team. Das Publikum zeigte großes Interesse an den Studienergebnissen. In einer regen Diskussion über die Bedeutung vorläufigen Daten wurde insbesondere hervorgehoben, wie sich die Ergebnisse in die Praxis übertragen lassen könnten. Begleitet wurden die Studierenden von Prof’in Dr. Karla Verlinden und Teresa Frank, M.A.

Ein weiteres Forschungsprojekt forschte über die Frühzeitige Erkennung und aktuellen Trends von schädlichem Substanzkonsum. Die Studierendengruppe, bestehend aus Sara Engelmann, Katharina Eschrich, Jessica König und Marie Schuster, erforschte den Substanzkonsum im Raum Köln. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Nutzung niedrigschwelliger Hilfen und dem Einfluss der Corona-Pandemie. Hierzu befragten sie unterschiedliche Klient_innen sowie Fachkräfte verschiedener Disziplinen. Die Studierenden stellten ihre vorläufigen Studienergebnisse vor und legten einen besonderen Fokus auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Klient_innen. Im nächsten Schritt der Forschung werden Klient_innen im Raum Bonn befragt. Das Projekt wird von Prof. Dr. Thorsten Köhler und Prof. Dr. Ulrich Frischknecht begleitet.

Das Projekt Beteiligung schwacher Interessen, bestehend aus den Studierenden Johannes Alt, Eva Berg, Julian Bickmann, Yannik Werkhausen und Maike Wippermann widmete sich der Bürger_innenbeteiligung im Stadtteil Köln-Kalk. Die Forschung fand in Kooperation mit dem Sozialwissenschaftsladen statt in Begleitung von Prof. Dr. Werner Schönig. Der Anlass war eine Anfrage der Kölner Freiwilligenagentur an den Sozial-Wissenschaftsladen.  Im Fokus des Projekts lag die Lebenswelt der Bürger_innen in Kalk. Die Studierenden führten zahlreiche Gespräche und Bürger_innenbefragungen durch, dessen Highlights sie den Teilnehmenden vorstellten. Neben unterschiedlichen Themen und Wünschen stand ein Anliegen im Vordergrund: Die Bürger_innen müssen in allen Prozessen mit einbezogen werden und es muss klar und transparent vermittelt werden, was mit den Ergebnissen der Befragungen im Nachgang passiert.

Im anschließenden Meet & Eat stellte eine weitere Forschungsgruppe ihre Ergebnisse vor: Der Einsatz von Virtual-Reality (VR) Brillen in der Arbeit mit demenzkranken Senior_innen sowie Live-TFests von VR-Brillen und Alterssimulationsanzügen. Die Besucher_innen konnten die VR-Brillen und Alterssimulationsanzüge testen und mit den Studierenden über die Forschungsergebnisse ins Gespräch kommen. An mehreren Plakatwänden konnten sie den Forschungsprozess nachvollziehen und einzelne Bilder und Zitate aus den Transkripten ansehen. Der Vortrag wurde bereits vorab aufgezeichnet und ist unter vr-innovationen-im-altenheim.de aufrufbar.

Eine weitere Studierendengruppe beschäftigte sich mit der zielgruppengerechten Vermittlung der 17 Nachhaltigkeitsziele im Rahmen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Hierfür konzipierten und entwarfen die Studierenden Katharina Ebertz, Lisa Frick, Nina Jacobi-Navarro, Lea Kersting und Marie Stihl die digitale Ausstellung Verflixt und zugenäht – Wege zu einem bewussteren Kleidungskonsum. Grundlage war das 12. Nachhaltigkeitsziel (Produktion und Konsum) sowie Lebenswelt der Jugendlichen der “Generation Z“. Die Studierenden erstellten die Ausstellungsstücke und das virtuelle Museum mit den Softwares CoSpaces und Canva. Das Projekt fand in Kooperation mit dem LVR-Freilichtmuseum Lindlar statt und wurde von Prof’in Dr. Anna Zembala sowie Christa Joist und Katja Kuhlmann vom Freilichtmuseum begleitet.

Nach der interaktiven Mittagspause sprach Prof. Dr. Werner Schönig (katho, Abt. Köln) in der letzten Keynote über Innovation bei Koopkurrenz in Netzwerken der Sozialwirtschaft. Eine gleichzeitige Konkurrenz und Kooperation unterschiedlicher Akteur_innen der Sozialwirtschaft könnte den differenzierten und wachsenden Bedarfen in der Sozialen Arbeit gerecht werden und einen hohen Innovationsantrieb bergen. 

Die Teilnehmenden ließen die Veranstaltung bei einem gemeinsamen Sektempfang bei einem lebendigen Austausch ausklingen.

Der Social Innovation Day fand in den Räumlichkeiten der katho in Köln statt und wurde gleichzeitig gestreamt. Die Online-Zuschauer_innen konnten sich in Form eines Live-Chats an den Diskussionen beteiligen. Die Veranstaltung wurde von Tristan Steinberger moderiert und von Stephan Post und Lea Kersting technisch und organisatorisch begleitet.

Weitere Infos

Die Ergebnisse und Präsentationen werden auf der Veranstaltungsseite bereitgestellt.

Ausstellung "Verflixt und zugenäht – Wege zu einem bewussteren Kleidungskonsum": https://edu.cospaces.io/NXC-ZRR

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