Transferforum "Cybergrooming"
03. Mai 2022
Tristan Steinberger
Agenturleitung
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Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen spielt sich heute weitgehend online ab. Damit ergeben sich auch neue Risiken und Gefahren wie beispielsweise das sogenannte Cybergrooming. Der Begriff Cybergrooming bezeichnet das gezielte Ansprechen Minderjähriger im digitalen Raum mit dem Ziel, sexuelle Kontakte aufzubauen. Am 13. April 2022 veranstaltete das Innovation-Lab Köln zu diesem Thema ein Transferforum. Expertin an diesem Tag war Prof’in Dr. Karla Verlinden (katho, Abt. Köln), die zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im digitalen Raum referierte. Der Fokus lag auf der Frage, wie wir Heranwachsende schützen können.

Als Einstieg sprach Frau Verlinden darüber, dass der Fachtag sich einem schweren Thema widmet, durch welches Betroffene Personen getriggert werden können. Sie nannte in diesem Zuge das Hilfeportal, an welches man sich bei sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend wenden kann (Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch). Soziale und pädagogische Fachkräfte können sich an die lokalen Jugendämter wenden, sowie an die INSOFAS (Insoweit erfahrene Fachkräfte im Kinderschutz). Darüber hinaus birgt jeder detaillierte Vortrag über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche das Risiko, Täter_innen zu “schulen“. Frau Verlinden appellierte daran, dass sich Menschen mit dem Bedürfnis der sexuellen Annäherung an Kinder an Hilfestellen wie etwa das Präventionsnetzwerk Kein Täter werden wenden können.

 

**TRIGGERWARNUNG, sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche**

Die Professorin nannte in ihrem Vortrag vier Ebenen, die bei dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche relevant sind:

Frau Verlinden definierte zunächst was sexualisierte Gewalt im digitalen und analogen Raum bedeutet und nannte die aktuellen Statistiken dazu. Cybergrooming bezeichnet das strategische Vorgehen von Täter_innen gegenüber Minderjährigen, sexuelle Kontakte aufzubauen. Es stellt eine Straftat nach §176 StGB dar. Im Jahr 2015 hatten 728.000 Erwachsene sexuelle Online-Kontakte zu Kindern und Jugendlichen. Hiermit machte sie deutlich, dass Cybergrooming eine Gefahr ist, über die in pädagogischen Einrichtungen gesprochen sowie ausgebildet und über die allgemein mehr aufgeklärt werden muss.

Sexuelle Gewalt im digitalen Raum passiert vorwiegend “Hands-Off“. Das bedeutet, dass keine Berührungen oder Akte an der betroffenen Person selbst vollzogen werden. Aus den digitalen Kontakten kann jedoch eine “Hands-On“-Tat entstehen, wenn etwa Treffen arrangiert werden. Im Weiteren Zuge sprach Frau Verlinden über die “Orte“, an denen Cybergrooming stattfinden kann. Dazu gehören beispielsweise das Smartphone oder Gaming-Plattformen. Zuletzt ging sie auf das Haupttäter_innen-Profil ein, auf die Risikofaktoren für Betroffene und auf unterschiedliche Täter_innen-Strategien. Täter_innen bauen zunächst ein Vertrauensverhältnis zu den Heranwachsenden auf, das sie im späteren Verlauf missbrauchen. Durch das Vertrauens- und Abhängigkeitsverhältnis werden private Informationen oder Nacktfotos erfragt, die im weiteren Verlauf gegen die Betroffenen verwendet werden können und die sexualisierte Gewalt weiter anbahnen und später erleichtern.


Nach dem Aufzeigen der Fakten und Informationen sprach Frau Verlinden Handlungsempfehlungen aus, wie sich Erwachsene verhalten können, wenn Betroffene sich ihnen anvertrauen. Hierbei verwies sie auf die polizeiliche Anzeige und machte auf die Möglichkeit der anonymen Beschwerde aufmerksam. Darüber hinaus unterstrich die Referentin den Punkt “Haltung“: Essenziell für die Hilfe von Betroffenen sei es, ihnen zu zeigen, dass sie nichts falsch gemacht haben, keine Schuld tragen, dass sie niemals alleine seien und dass man als Bezugsperson nicht “böse“ auf sie sei. Auch als pädagogische Fachkraft sei es wichtig auszustrahlen, dass Sexualität kein Tabuthema ist und die Aussagen der Betroffenen nicht in Frage gestellt werden.

Darüber hinaus sprach sie über die Möglichkeiten, wie man Kinder und Jugendliche im digitalen Raum präventiv schützen kann. Neben den grundsätzlichen Informationen über Privatsphäre im Netz ist hierbei wichtig, Prävention in Angebote der sexuellen Bildung einzubetten. Frau Verlinden nannte einige Online-Stellen, welche Informationen und Unterstützung zur digitalen Sicherheit von Kindern und Jugendlichen anbieten, z. B. die Online-Beratungsstelle Juuuport oder das Awareness-Center klicksafe.

Der Fachvortrag wurde von einer regen Diskussion mit den Teilnehmenden begleitet. Hierbei wurde darüber gesprochen, wie man sich als Fachkraft verhalten kann und was strukturell verändert werden müsse, um mehr Prävention und Schutz gewährleisten zu können. Wichtig sind hierbei regelmäßige Schulungen für Fachkräfte und Erziehungspersonen. Der Fokus lag auch auf der Sexualpädagogik und wie die sexuelle Bildung in Schule und in KiTas gestaltet werden kann, um von Beginn an präventiv zu arbeiten.

 

Das Transferforum wurde von fachlichen und persönlichen Beiträgen gefüllt und zeigte die Notwendigkeit auf, über die Gefahren im digitalen Raum aufzuklären sowie die Relevanz von sexueller Bildung.

Weitere Infos:

Eine ausführliche Linkliste zu Informationen und Portalen, sowie die Videoaufnahme des Fachvortrags finden Sie auf der Veranstaltungsseite: https://www.s-inn.net/veranstaltungen/transferforum-cybergrooming.

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Tristan Steinberger
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